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Texte kreuz und quer aus meinem Alltag und meinen Gedanken.

Hör nicht auf sie 

Vielleicht helfen Dir diese Worte ein wenig.

Manchmal muss ich laut heraus lachen. Ich erzähl Dir warum und bitte gleichzeitig darum, Dich nie wieder runterziehen zu lassen von Menschen die Dir ungefragt ihren Senf in DEIN Leben schmieren wollen.

Vor ein paar Jahren war ich sehr sportlich und ernährte mich sehr gesund - ohne Ausnahme. Da wurde mir häufig gesagt, dass sei nicht gut, ich sei sportsüchtig, sehe zu männlich aus und gönne mir nichts . Dann zu einem späteren Zeitpunkt, als ich krank wurde, wurde mir ständig gesagt, ich sollte mich halt mehr bewegen, Sport machen und gesünder leben. Als meine Krankheit langsam einen Namen bekam, da wurde mir erklärt, es sei rein psychisch und mit genügend Sport, frischer Luft und veganem Food werde ich gesund. Als ich zunahm hiess es, dass macht mein Leben jetzt unnötig noch schwieriger. Als mein Exmann und ich uns getrennt haben, wurde mir davon abgeraten, weil ich es als kranke alleinstehende Frau sehr schwer haben würde. Als ich meine Texte veröffentlichte und meinen Körper nicht nur textiltechnisch entblösste, sondern meinen Lesern auch noch einen Röntgenblick in mein Innerstes ermöglichte, da hiess es, dass ich ich mich in eine sehr schwierige Lage SELBER hineinmanövriere und mich damit zum Gespött mache.

Ganz ehrlich? Ja, ich hatte es in jeder Lebensphase schwer, aber nicht nur. Schwer hatte ich es vorallem dann, wenn ich mir reinreden liess und mir meiner Gefühle und deren Umsetzung nicht mehr sicher war. 

Leichter und viel besser wurde es, als ich auf Durchzug stellte und mein Ding machte. Denn eines steht fest: Nur Du musst Dein Leben lieben und leben, denn Senfvandalen wird es immer geben. Aber die werden übrigens niemals wegen deinem anscheinend falschen Handeln angelockt, sondern wegen ihrer eigenen inneren Leere und Orientierungslosigkeit. Und das ist def. nicht Dein Problem.

Der an Dir abprallende Senf zeigt nur auf, dass Du erfüllt bist von vielen Ideen, Handlungen und Deinem Weg! Sei stolz darauf!

Klischees wollen Dich fesseln

Klischees sind da, um weniger denken zu müssen und um mehr Zeit zum Werten zu haben.

Und genau deswegen verstecken sich viele Menschen mit Krankheiten auch dann, wenn sie gute Tage haben und glücklich sind. Denn ein Lachen im Gesicht oder ein sexy Auftritt entspricht keinem Leidensweg - der Simulant ist somit scheinbar entlarvt.

Menschen mit Krankheiten sind bereits genügend eingeschränkt und sind sehr auf schöne Momente angewiesen um aufzutanken. Machen viele von uns Betroffenen genau das, was wir wollen und mit einem Lächeln im Gesicht, dann werden Klischeeliebhaber mit dem Werten nicht mehr hinterherkommen!

Wenn sie hübsch und schlank ist, ist es ok

Kennt ihr folgendes Phänomen?

Wenn eine schöne Frau, die dem heutigen Ideal entspricht, sich etwas knapp bekleidet zeigt oder nur schon in ihrer Art sich auffällig gibt, dann wird das von der Gesellschaft komplett toleriert mit dem Zuspruch: sie kann es sich ja leisten - so wie sie aussieht.

Wenn hingegen eine kurvige Frau, mit Gehstock im Gepäck, laut herauslacht, knappe Shorts trägt, kein Problem mit ihrem natürlichen Hautbild hat - ja, ich meine die stinknormale Cellulite, dann wird eine solche Frau ziemlich schnell verurteilt. Und wehe wenn sie dabei noch ein Bier trinkt oder etwas Süsses nascht und man dabei etwas von ihrem Bäuchlein hervorblitzen sieht. Sie kann es sich eben nicht erlauben.

Oder?

Wisst Ihr was? Nicht die Gesellschaft sollte unser Schamgefühl darüber definieren was wir uns mit unserem Körper leisten dürfen und was nicht!

Vergesst nicht, es sitzen bloss ein paar exzentrische Designer irgendwo in ihrem edlen Büro und empfinden eine Sizezero bei ihren Models als absolut perfekt. Und der Designer hat aber wahrscheinlich seine Kurven unter edlen Stoffen verhüllt und das Model leidet wahrscheinlich unter dem enormen Druck etwas darzustellen, das eher der Kunst als der Natur entspricht.

Definieren wir uns selber - auch mit Gehstock, Torte und einem normalen Hautbild!

Silvia, Gr. 44 und mit Cellulite

Senfschen Syndrom nach rechts

„Aber ich verstehe echt nicht warum Du Dir noch den Aufwand machst mit Deinem Äusseren wenn Du eh schon einen schlimmen Tag hast. Das passt nicht ganz zusammen...“

Nur so nebenbei: Man darf auch dann lachen, Lippenstift tragen und/oder den Bart einölen und in den wunderschönsten Morgenmantel schlüpfen, vielleicht auch mit Kravatte und die Zeitung holen gehen. Und ja, manchmal decke ich mir auch noch meine Augenringe ab und tusche meine Wimpern tiefschwarz. Weil ich es liebe. Weil ich ich bin. Weil ich ‚nur‘ eine Krankheit habe, aber selber die bin, die ich sein möchte.

Wer mich dann überwacht, an meiner Krankheit zweifelt und es mir gegenüber noch andeuten möchte, hat selber das grösste Handicap aller Zeiten:

Man nennt es nicht regriediente chronische Tunnelkurzsichtigkeit mit senfschen Syndrom mit Verdacht auf Gleichgewichtsstörung nach rechts.

Senfvandale

Gestern fragte mich ein mir bekannter Senfvandale, der immer gern sehr interessiert tut, aber nur um dann seinen ausgiebigen Senf fies dazuzugeben, wie ich all das schaffe. Ich fragte zurück, was er mit dieser Frage genau meine. Die Beschreibung kam prompt, übermässig detailliert, sehr spöttisch, unsensibel und patzig. Er begann damit mein Leben aufzuzählen: Du bist doch Mutter, Deine Tochter ist schwerhörig, Du hast einen Partner mit einer Hirnblutung was sicher nicht einfach ist, Du hast Dein eigenes Business, Du bist Botschafterin der Rheumaliga Schweiz und Ambassadorin von Beldona, daneben hast Du einen Verein und arbeitest oft ehrenamtlich, auch als Gemeinderätin und Du hast oft starke Schmerzen wegen dem Rheuma. Kannst Du all dem überhaupt gerecht werden mit Deiner ‚schlimmen’ (ironischer Unterton) Krankheit?

„Nein, ich werde nie alles unter einen Hut bringen. Aber das liegt wohl weniger an meiner Krankheit, als an meinem ausgiebigen Sexleben. Würden Sam und ich nicht so oft miteinander schlafen, dann hätte ich auch sicher mehr Zeit um mir Deinen Senf anzuhören.“ Ich zwinkerte ihm dabei schelmisch zu und wandte mich dann ab.

Senffragen bekommen Senfantworten. Früher hätte ich mich das nicht getraut, aber heute sieht die Sache anders aus.

Feigheit fesselt

Selten sind es nur die Symptome die Betroffene plagen, sondern vorallem die Auswirkungen auf unser Leben. Wir sind den Launen von unseren Krankheiten ausgeliefert. Grund genug, jeden guten Augenblick zu geniessen und sich nie mehr zu fragen, was gesunde Menschen von uns denken könnten.

Denn hinter vorgehaltener Hand zu werten ob jemand denn wirklich krank ist, ist das Symptom einer wirklich schlimmen Krankheit: Feigheit. Und die fesselt zwar nicht den Körper von Betroffenen ans Krankenbett, dafür ihren Geist. Was für ein Verlust.

Mein Geist ist so frei wie der einer Frau, die in Spitze vor der Kamera steht.

Weil nur Überleben keine Option ist


Wenn ich solche Tage haben wie im Moment, dann frage ich mich warum ich mir noch zusätzliche unwichtige Aufgaben aufhalse. Ich könnte nämlich gerade ständig weinen wegen meiner Schmerzen und der Behinderung die daraus resultiert.

Meine Schmerzen behindern mich gerade sehr und ich musste deshalb zu einem Medikament greifen, dass mir zwar die Schmerzen zu 80% nimmt, mir aber sehr unsympathisch ist. Aber wenn ich es nicht nehme, dann liegen für meine Knie und Füsse momentan nur 15-20 Minuten drin. Alles über diesen 20 Minuten bringt mich an eine Grenze die mich vorallem in meinem Herz enorm trifft und schlimme Gedanken wecken. Ich bin 37 Jahre alt und weit weg von all dem, was ich gerne wäre. Ich würde alles dafür geben um zumindest wieder schmerzfrei 2 Stunden auf meinen Füssen sein zu können. Daher nehme ich jetzt das starke und süchtigmachende doofe und gleichzeitig gesegnete Medikament.

Warum mache ich dann meiner Freundin noch die Haare oder produziere selbstgemachtes Öko-Putzmittel oder trinke Kaffee mit Freunden oder schminke mich oder mache Vlogs oder trage wunderschöne Unterwäsche oder bastle Bienenwachstücher oder mache eine Gesichtsmaske oder gehe mit meiner Tochter in einen Buchhandel oder flicke von Hand Löcher in unseren Klamotten oder laufe mit Sam wann immer möglich zum Wald hoch anstatt mich einfach nur auszuruhen?

Warum beschränke ich mich nicht bloss auf das Notwendige?

Weil Überleben keine Option ist.

Um zu leben reicht ein reines Überleben nicht aus. Sondern das Leben muss lebendig sein mit vielen nicht notwendigen, aber dafür ganz wichtigen und wundervollen Momenten mit mir selbst und meinen Liebsten. 

Und wer deshalb auf den Gedanken kommt, das Menschen wie ich vielleicht gar nicht so krank sein können, der musste noch nie überleben und sollte dafür dankbar sein - anstatt mit Lästern die eigenen schönen Momente zu vergeuden.